Dienstag, 3. November 2009

Aktuelle Trends in der 24-Stunden-Betreuung

Seit Beginn der Pflegedebatte - noch unter Bundeskanzler Schüssel - hat sich viel getan. Es wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine legale 24-Stunden-Betreuung in Österreich geschaffen. Im selbständigen Bereich etablierte sich das Gewerbe “selbständiger Personenbetreuer”. Nach anfänglichem Zögern fand dieses Angbot recht guten Anklang. Bis Mitte September 2009 wurden laut Angaben der Wirtschaftskammer Österreich ca. 18 000 Gewerbeberechtigungen für Personenbetreuer vergeben.

Die Branche “24-Stunden-Betreuung” ist noch jung. Ein großer Teil der PersonenbetreuerInnen hat Erfahrungen aus der Zeit vor der Legalisierung. Das bedeutet zweierlei: Zum Einen haben sie Erfahrung im Umgang mit Menschen, sie wissen wie eine Rund um die Uhr Betreuung abläuft und bringen menschlich viel ein. Zum Anderen waren die Arbeitsbedingungen vor der Legalisierung teilweise sehr problematisch. Die Pflegekräfte waren ziemlich auf sich allein gestellt, die Qualitätskontrolle mangelhaft und es galt vor allem die Devise: “Nur nicht auffallen, um nicht erwischt zu werden!” Das erzeugte einen psaychologischen Druck, der für alle Beteiligten schwierig zu verkraften war.

Die beschriebenen Bedingungen habe ihre Spuren hinterlassen und wirken bei den betroffenen Pflegekräften bis heute nach. Es ist nicht ganz leicht, einen Teamgeist aufzubauen. Probleme in der Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegling werden oft nicht oder zu spät offen angesprochen. Die erlebte Angstsituation wirkt teilweise noch nach.

Ein weiterer Bereich, der sich verbessern muss, ist die Qualitätskontrolle. Einzelne Dienste haben Pflegeaufsichten mit diplomierten Kräften etabliert, die die PersonenbetreuerInnen unterstützen und fachlich beraten. Insbesondere bei der Möglichkeit, pflegerische Tätigkeiten an PersonenbetreuerInnen zu übertragen, wird in der Praxis noch zu wenig auf die gesetzlich geforderte schriftliche Dokumentation und die Kontrolle geachtet.

Mittelfristig wird sich der Mangel an Pflegekräften verschärfen, wenn man die gegenwärtigen Rahmenbedingungen beibehält. Die Politiker haben bei der Legalisierung der 24-Stunden-Betreuung hauptsächlich die ausländischen Betreuungskräfte im Auge gehabt. Sie dachten jedoch zu wenig an jene Menschen, die von Österreich aus, diese Dienstleistung anbieten möchten. Um mehr Menschen in Österreich die Möglichkeit zu geben, im Bereich Pflege und Betreuung ein neues Berufsfeld zu finden, müssen die Verdienstmöglichkeiten verbessert werden. Denn die von Österreich aus arbeitenden PersonenbetreuerInnen haben höhere Lebenshaltungskosten als die Pflegekräfte aus den östlichen Nachbarstaaten.

Akuten Reformbedarf gibt es bei der Finanzierung von Pflege und Betreuung. Im Regierungsprogramm 2008 wurde die Einrichtung eines Pflegefomds angekündigt. Dieser soll zusätzliche Mittel für das Pflegegeld, die Förderung der 24-Stunden-Betreuung und Bundesmittel für die Unterstützung der Länder zur Verfügung stellen (betrifft den Ausbau der Sachleistungen im Pflege- und Betreuungsbereich). Verwaltet werden soll der Pflegefonds vom Sozialministerium. Obwohl nun schon einige Zeit vergangen ist, hört man in dieser Richtung noch wenig Konkretes.

Der Großteil an Pflege und Betreuung wird auch in Zukunft von pflegenden Angehörigen geleistet werden. Sie brauchen jedoch mehr Unterstützung. Vor allem benötigen Sie regelmäßig eine Auszeit, um sich erholen und regenerieren zu können. Welche Förderungen es derzeit für pflegende Angehörige gibt, die Geld für Ersatzpflege ausgeben, lesen sie in der Zeitschrift Pflege Rund um die Uhr / Seite 14

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Die Pflegesituation in Deutschland ist zwar angespannt, aber nicht so schlimm wie die Medien das darstellen. Trotzdem geht es leider bei vielen Familien mit einem Pflegefall um das liebe Geld. Hier wird nach Alternativen zum Pflegeheim gesucht.

Unknown hat gesagt…

Der Pflegekräftemangel kann nur durch ein geändertes Gehaltssystem beendet werden. Die Differenz zwischen jungen, ausgebildeten Pflegekräften und älteren Pflegekräften ist zu hoch, weil je nach Alter oder Dienstzeit bezahlt wird.